2017 fast 2.200 ehrenamtliche Stunden geleistet – 14 SEG-Einsätze und fünf Sanitätsabsicherungen – zu hoher Anteil an Nichtschwimmern in der Bevölkerung

BAD REICHENHALL (ms/ml) – Die BRK-Wasserwacht-Ortsgruppe Bad Reichenhall war vergangenes Jahr mit ihrer mobilen Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) bei 14 Einsätzen im gesamten Landkreis gefordert und musste fünf größere Veranstaltungen sanitätsdienstlich absichern. Die ehrenamtlichen Rettungsschwimmer des Roten Kreuzes zeichnen zusammen mit drei weiteren SEG´n für den Wasserrettungsdienst im Berchtesgadener Land verantwortlich, wofür sie vom Freistaat Bayern ein Einsatzfahrzeug zur Verfügung gestellt bekommen, das 2019 aus Altersgründen nach über 20 Jahren Dienstzeit gegen ein neues Allradauto ausgetauscht wird – für die Ausstattung und Anpassung des standardisierten rund 60.000 Euro teuren Nachfolgers auf die regionalen, durch das unwegsame Gelände bedingten Anforderungen müssen die Freiwilligen bis dahin noch 15.000 Euro sammeln, wobei sie auf die Unterstützung der heimischen Bevölkerung und Firmen angewiesen sind.

Kommende große Investition stellt BRK-Wasserwacht vor Problem
Ortsgruppenvorsitzender Siegi Hauber berichtete bei der Jahreshauptversammlung im Reichenhaller BRK-Haus vom 2019 anstehenden Austausch des altersschwachen und reparaturanfälligen über 20 Jahre alten Wasserrettungsfahrzeugs gegen ein modernes Allradfahrzeug. Die Finanzierung erfolgt zu großen Teilen über Mittel des Freistaats Bayern. „Leider sind die standardisierten Fahrzeuge nicht direkt auf die unterschiedlichen Einsatzgebiete zugeschnitten und somit nicht den Anforderungen unserer Ortsgruppe gewachsen, die auch bei Eis und Schnee zu Canyon-Einsätzen über steile Uferwege oder Forststraßen ins sehr unwegsame Gelände fahren muss“, bedauert Hauber. Bei Gesamtkosten von rund 60.000 Euro für die Standard-Version eines Wasserrettungsfahrzeugs werden noch etwa 15.000 Euro für die angepasste Version der Ortsgruppe fällig. Hauber: „Das dieser hohe Betrag aber nicht aus mit unserer eigenen Kasse stemmbar ist, sind wir drigend auf Spenden der Öffentlichkeit angewiesen!“

Fehlende Schwimmkurse und zu hoher Nichtschwimmeranteil
Aufgrund der fehlenden Schwimmkurse und wegen des relativ hohen Ausländeranteils von über 50 Prozent in den Grundschulen mit Kindern aus Ländern, wo der Nachwuchs nicht automatisch schwimmen lernt, da zum Beispiel in Wüstenregionen kein Gewässer oder Bad zur Verfügung steht, ist die Zahl der Nichtschwimmer weiter angestiegen, weshalb die BRK-Wasserwacht langfristig auch von steigenden Einsatzzahlen ausgeht. Hauber zitierte dazu den stellvertretenden Vorsitzenden der Wasserwacht Bayern, Ingo Roeske: „Schwimmen sollte eine Grundfähigkeit sein – das ist aus meiner Sicht ein Muss!“. 70 Prozent der Menschen in Bayern sind nach einer aktuellen Quote unsichere Schwimmer. Seit der Eröffnung des neuen Sport- und Familienbads im September 2011 an der Rupertustherme scheint der allgegenwärtige Trend zumindest in Bad Reichenhall gestoppt, da die Wasserwacht wieder regelmäßig Freischwimmer ausbilden und mit den Kindern und Jugendlichen Schwimmtraining durchführen kann – bei der Belegung der Bahn-Kapazitäten kam die Thermen-Geschäftsführung nach vorrübergehenden Kapazitätsproblemen zuvorkommend auf die Wasserwacht zu, die im Vergleich zu den Sportvereinen als Rettungsorganisation einen besonderen, für die Allgemeinheit bedeutenden Stellenwert hat.

2.179 ehrenamtliche Stunden – 14 SEG-Einsätze und fünf Absicherungen
Michael Berger ist zusammen mit Günter und Christian Eisenschink einer der drei Technischen Leiter der Ortsgruppe. Er berichtete von den 14 Einsätzen der SEG bei Wasserrettungseinsätzen, darunter eine Eisrettung, fünf Rettungen aus einer Gefahrenlage, fünf Vermisstensuchen, drei Canyon-Einsätze und viele Wachstunden am Thumsee in Bad Reichenhall, im Aufhamer Staufenbad und am Höglwörther See. Während dieser Vorsorgedienste mussten die Ehrenamtlichen bei kleineren, aber auch größeren Notfällen fachgerechte Hilfe leisten. Insgesamt leistete die Ortsgruppe 2.179 unentgeltliche Stunden, darunter auch in der medizinischen Erstversorgung in der Flüchtlingshalle in der Sägewerkstraße in Freilassing.

Michael Berger kümmert sich seit vielen Monaten auch verstärkt um die Internet- und Facebook-Seiten der Reichenhaller Wasserwacht und informiert dort die Öffentlichkeit über Einsätze, Dienste, Veranstaltungen und Ausbildungen: Die Seiten sind unter http://www.bad-reichenhall.wasserwacht.de und http://www.facebook.com/Wasserwacht.Bad.Reichenhall erreichbar. Abschließend  gab er einen Ausblick für das Jahr 2018, in dem die Instandsetzung der Terrasse an der Wachstation in Höglwörth ansteht. „Wir wären sehr froh, wenn uns der ein oder andere handwerklich begabte Bürger ein wenig helfen könnte“, sagte Berger, dem vor allem die nicht vollen Dienstpläne für die Wachdienste in der kommenden Badesaison größeres Kopfzerbrechen bereiten: „Die Leute haben einfach weniger Zeit als früher fürs Ehrenamt, weshalb wir froh wären, wenn weitere Interessierte bei uns mitmachen würden!“

Positive Entwicklung der Jugendarbeit
Die stellvertretende Jugendleiterin Franziska Kornes berichtete von einer erneut positiven Entwicklung der Jugendarbeit: Regelmäßig trafen sich am Montagabend Kinder und Jugendliche zum Training im Sport- und Familienbad der Rupertustherme sowie alle zwei Wochen am Freitag zur praktischen Ausbildung. „Leider resultiert aus der großen Nachfrage auch eine Warteliste, da wir gerade bei der Jugend nur für 30 Minuten drei Bahnen und anschließend zwei Bahnen im Bad zur Verfügung haben“, bedauert Kornes. Aufgrund der vielen Nachwuchs-Wasserretter musste die Ortsgruppe auch zusätzliche Ausrüstung kaufen. 2017 fanden darüber hinaus Anfänger-Schwimmkurse der Wasserwacht statt, die etliche Schwimmabzeichen abnahm und aktuell wieder einen Schwimmkurs für Kinder durchführt; weitere sind in Planung.

Viel Lob für die ehrenamtliche Arbeit
Die Ortsgruppe gedachte der verstorbenen Mitglieder. Viele Ehrengäste dankten der Wasserwacht für ihre ehrenamtliche Arbeit, darunter der stellvertretende Landrat Helmut Fürle, der Oberürgermeister der Stadt Bad Reichenhall, Dr. Herbert Lackner, der Bürgermeister der Gemeinde Anger, Silvester Enzinger sowie Vertreter der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks (THW), des Jungendrotkreuzes, der BRK-Bereitschaft Bad Reichenhall und des BRK-Kreisverbands. Gerade Helmut Fürle, der selbst Lehrer ist, weiß wie wichtig die Arbeit mit den Jugendlichen ist und bedankte sich besonders bei der Wasserwacht Bad Reichenhall für ihre unermüdlichen Einsätze am Thumsee in Bad Reichenhall, im Freibad in Aufham und am Höglwörther See. Polizeioberkommissar Bernhard Dusch schloss sich den lobenden Worten an und war sehr beeindruckt über die „sehr professionelle Arbeit der ehrenamtlichen Einsatzkräfte.“ Kreis-Wasserwacht-Chef Rudi Schierghofer dankte in seinem Grußwort allen aktiven Ehrenamtlichen für ihren Einsatz und lobte die Wasserretter für ihren Dienst: „Heutzutage ist es bei so vielen alternativen Angeboten und großer zeitlicher Belastung durch Ausbildung und Arbeit nicht selbstverständlich, dass man seine Freizeit für den Nächsten nutzt!“

Speziellen Dank richtete Siegi Hauber an die Firma Synlab und Dr. Gisela Clement für die Durchführung der Tauchuntersuchungen (G31), Dirk Sasse als Geschäftsführer der Rupertustherme und die Zahnarztpraxis Gierl für die zahlreichen Spenden und den damit ermöglichten Erneuerungen der Ausrüstung. Anschließend wurde Gerald Rothkopf für stolze 40 Dienstjahre geehrt.

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